Vicoland volkswirtschaftlich gesehen

Vicoland steht für bessere, günstigere Projekte durch Vicos (Virtual Companies) als neuem Dienstleistertyp. Dieser praktische Nutzen hat einen wirtschaftstheoretischen Hintergrund, eng verbunden mit den Ideen des Nobelpreisträgers Ronald Coase.

Ein neuer Anbietertyp mischt den Markt für Dienstleistungen auf: Virtual Companies, kurz „Vicos“. Sie bieten oft besseres Staffing und günstigere Konditionen als konventionelle Dienstleistungsunternehmen. So profitieren Kunden von Vicoland, aber ebenso die freiberuflichen Experten, die in diesen Vicos organisiert sind. Soweit kurz gefasst die einzelwirtschaftliche Sicht. Genauso interessant ist es aber, Vicoland gesamtwirtschaftlich zu betrachten.

Denn Vicoland erneuert die Dienstleistungsbranche, indem es durch die Vicos dem freiberuflichen Arbeitsangebot eine neue, größere Bedeutung gibt – mit Nutzen für die ganze Volkswirtschaft. Seit jeher arbeiten Unternehmen mit externen Dienstleistern zusammen. Dabei haben sie zwei grundsätzliche Alternativen: sie können auf Firmen oder direkt auf Freelancer zurückgreifen. Welche Themen an Firmen und welche an Freelancer vergeben werden, erklärt sich aus Ronald Coase’s Theorie der Firma. Sie besagt, dass die Organisation von Arbeit in Firmen dann sinnvoll ist, wenn die Leistungen zu komplex sind, um sie über den Markt zu organisieren. Das bedeutete herkömmlich: Aufgaben gehen an Freelancer, Projekte an Firmen.

Vicoland hat einen neuen Weg eröffnet. Er verschiebt das Gleichgewicht durch die neue Organisationsform der Vicos zu den Freelancern. Denn ohne diese Organisationsform konnten Freelancer bisher nicht das bieten, was Unternehmen für Projekte brauchen: gut organisierte, rechtssichere und finanziell solide Teams. Die waren traditionell alleiniges Hoheitsgebiet der Firmen. Dass nun auch Freelancer, in Vicos organisiert, selbst komplexe und große Projekte stemmen können – von ERP-Einführungen bis zu CRM-Programmen – macht die Freelancing-Seite produktiver. Das heißt, Freelancer können mehr Nutzen stiften als zuvor.

Die makroökomische Bedeutung dieser Tatsache erschließt sich aus der nachstehenden Graphik:

Die volkswirtschaftliche Produktionsfunktion erscheint in der Graphik in den beiden Kurven, welche die Produktionsniveaus n sowie n + Δ2 abbilden. Letzteres ist um Δ2 höher gelegen als n. Dabei ist Δ2 das zusätzliche volkswirtschaftliche Wachstumspotenzial durch Vicos. Denn bei gegebenem Arbeitsangebot verschiebt sich die Produktionsfunktion durch die neue Organisationsform der Vicos zugunsten von Freelancing: Es gilt nicht mehr die durchgezogene Linie für die Kurven (Isoquanten) der Produktionsfunktion, sondern die gestrichelte.

Die Graphik zeigt auch, dass Vicoland dem anhaltenden Trend im Arbeitsangebot entspricht: Immer mehr Experten entscheiden sich für ein Leben als Freelancer. Deren Anteil am Arbeitsangebot hat sich in den letzten 30 Jahren ungefähr verdreifacht. Das Δ1 in der Graphik weist aus, dass im neuen makroökonomischen Gleichgewicht mehr Freelancer zum Einsatz kommen. So trägt Vicoland dazu bei, dass Nachfrage und Angebot von Fachexpertise eine höhere Übereinstimmung erreichen.

Und noch etwas wird aus der Graphik klar: Vicoland verschiebt durch die Vicos zwar das Gleichgewicht zwischen den Angebotsalternativen im Dienstleistungsmarkt. Aber traditionelle Firmen werden weiter gebraucht. Sie werden lediglich einen kleineren Anteil an der Gesamtleistung haben. Denn die Organisation des Arbeitsangebots über traditionelle Anstellungsmodelle verliert relative Effizienz (inkl. der Ergänzung durch einzelne Freelancer, deren Beitrag als Leistungsbestandteil traditioneller Firmen weiterverkauft wird).

Vicoland folgt also einer nachhaltigen wirtschaftlichen Logik: Entsprechend Ronald Coases „Theory of the Nature of the Firm“ machen Vicos es Unternehmenskunden einfacher, ihre Projekte direkt an die Freelance-Seite des Arbeitsangebots zu geben. Denn Vicos transformieren diese Seite zu einfach kontrahierbaren, soliden und kompetenten Projektanbietern. Zum Nutzen aller Beteiligten und der ganzen Volkswirtschaft.